Weißbartgrasmücke im Hachinger Tal

Samstag, 25. Mai 2013 (bedeckt, etwas Sonne, Regenschauer, ca. 5 Grad, viel zu kalter Frühlingstag), Hachinger Tal, 8 bis 10 Uhr
Es gibt Vogelbeobachter, die möglichst viele seltene Vögel sehen möchten und dies dann auf ihrer Liste abhaken. Das sind die Twitscher. Zu denen zähle ich mich sicher nicht. Ich bin eher der genussvolle Vogelbeobachter, dem es immer wieder Freude bereitet, zum wiederholten Male die Stieglitze auf dem Balkon zu beobachten, wenn sie im Trupp angeflogen kommen und dann gleich wieder streiten, wer als erster zum Fressen darf. Natürlich freue ich mich riesig über Vögel, die ich zum ersten Mal sehe. Natürlich habe ich auch eine Liste von meinen bereits gesichteten Arten und verbringe meine Vogel-Urlaube gerne in Gegenden, wo ich neue Arten entdecken kann oder gezeigt bekomme. Aber ein Twitscher bin ich nicht.
Heute aber bin ich schwach geworden. Nur knappe zehn Kilometer von meiner Haustür entfernt wurde eine Weißbartgrasmücke von Julia Wittmann gesichtet. Ein Vogel, der bei uns eigentlich nicht zu sehen ist. Seit zwei Tagen ist der zu der Gattung der Grasmücken gehörende Vogel im Hachinger Tal. Üblicherweise verbringt er den Sommer (April bis September) in den Ländern rund ums Mittelmeer. Er ist ein Zugvogel und lebt im Winter südlich der Sahara.
Obwohl eine Erkältung sich bereits ankündigt, mache ich mich auf den Weg nach Unterhaching. Mit S-Bahn und Fahrrad. Es ist kalt, viel zu kalt für Ende Mai. Und eigentlich auch nicht mein Wetter für’s Vogelgucken. Während der Fahrt überlege ich noch, wie ich den Vogel denn finden soll. Wie er aussieht weiß ich, aber seinen Gesang kenne ich nicht. Aber ich weiß, wo er sich ungefähr aufhält. Wird schon klappen.
Ich habe Glück und sehe zwei Birder vor einer Hecke (Bild) stehen, die beide den Gesang des Vogels kennen. Man hört ihn manchmal aus den hinteren Reihen des Dickichts singen und hin und wieder zeigt er sich. Anbei Tonbeispiel der Weißbartgrasmücke (aufgenommen von Michele Peron)

Er macht es recht spannend, bis ich ihn einmal kurz und später ein bisschen länger sehen kann. Es ist ein hübscher Vogel. Das obere Gefieder ist grau und dann hat er eine ziegelrote Kehle und ebensolche Augen. Und den namensgebenden weißen Bartstreif. Aber er guckt etwas ernst. Es ist ein Männchen im Prachtkleid. Mit meiner Ausrüstung kann ich leider keine Fotos machen, dazu zeigt sich der Vogel immer nur zu kurz, aber ein befreundeter Fotograf Markus Beser hat mir erlaubt Fotos zu veröffentlichen, die er am nächsten Tag von der Weißbartgrasmücke (Bilder) gemacht hat.
Warum der Vogel aus dem Süden in unsere Gegend kommt, kann mir niemand beantworten. Manchmal verweht starker Wind beim Vogelzug die Vögel und sie werden von ihrer Route abgedriftet oder schießen über das Ziel hinaus. Vielleicht ist er auch auf der Suche nach neuen Lebensräumen? Oder er hat sich nur verflogen? Jedenfalls bin ich glücklich, dass ich ihn gesehen habe. Er blieb bis Montag. Als dann Dienstag das Wetter schöner wurde, war er weg.

PS: Beim Suchen der Rarität habe ich auch die zur gleichen Familie gehörende Dorngrasmücke (Bild) entdeckt, die wenigstens für ein Foto still hielt.

Weitere Sichtungen: Neuntöter (1), Feldsperling, Goldammer, Rauchschwalbe

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Lieblingsort der Weißbartgrasmücke am Samstag, 25. Mai 2013, Hachinger Tal
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Weißbartgrasmücke, Hachinger Tal, 26. Mai 2013 (Foto: Markus Beser)
Weißbart-Grasmücke
Weißbartgrasmücke, Hachinger Tal, 26. Mai 2013 (Foto: Markus Beser)
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Dorngrasmücke, Hachinger Tal, Mai 2013

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