Ostermontag, 18. April 2022 (sonnig, 8 bis 12 Grad, kühler, windiger Frühlingstag), Ismaninger Speichersee, Ostbecken, Trattmoos, Kieswerk Landsham, Moosgrund, 10.15 bis 16.30 Uhr
Seit Mitte März ist der Zug der Kampfläufer in ihre nordeuropäischen Brutgebiete in vollem Gange. Am Ismaninger Speichersee sind an manchen Tagen 90, 150, 190 oder Ende März sogar 200 Individuen gemeldet worden. Als ich Ende März am See war, habe ich leider nur zwei (!) Kampfläufer gesehen. Heute nun ein neuer Versuch. Die Luft fühlt sich zwar sehr frisch an und es ist windig, aber die Sonne scheint.
Knäkenten, Flussregenpfeifer und ein Flussuferläufer
Auf der kleinen Insel im Ostbecken ist richtig viel los. Beim Knäkenten-Männchen (Bilder) »leuchtet« der breite weiße Überaugenstreif, der vom Auge bis in den Nacken reicht und die Artbestimmung sehr einfach macht. Auch das Knäkenten-Weibchen (Bild) hat eine markante Kopfzeichnung in Form von hellen Streifen über und unter dem Auge, allerdings deutlich blasser als beim Erpel. Während zwischen den vielen Schlüsselblumen eine Graugans (Bild) noch auf ihrem Nest sitzt, zeigen andere Graugans-Eltern (Bild) ihrem Nachwuchs bereits, wie das mit der Futtersuche klappt. Große, auffällige Vögel wie die weißgraue Mittelmeermöwe (Bild) sind leicht zu erfassen. Dagegen muss man bei den kleinen, wie dem Bergpieper (Bild), der immer wieder zwischen den Ufersteinen das Köpfchen nach oben reckt, schon genauer hinsehen. Finden Sie den Vogel auf dem Bild? Inmitten der gelb-grünen Blütenpracht trippeln drei Flussregenpfeifer (zwei auf dem Bild) umher. Auch ein Flussuferläufer (Bild) und ein Kiebitz (Bild) rasten auf der Insel.
»Unruhige« Kampfläufer auf Nahrungssuche
Nach dem »Insel-Check« wandere ich den Dammweg weiter nach Osten. Und dann entdecke ich in der Ferne die von mir erhofften Limikolen. Ungefähr 80 Kampfläufer (Bilder) haben sich an den steilen, grasbewachsenen Dammhängen niedergelassen und suchen nach Futter. Sie ernähren sich von Insekten und deren Larven sowie von Schnecken, Ringelwürmern und Krebstieren. Ohne ersichtliche Störung schreckt der ganze Trupp immer wieder auf, dreht eine kleine Runde über dem Wasser und landet einige Meter entfernt erneut am Ufer. Dieses Verhalten kann ich etliche Male beobachten, erklären kann ich es mir nicht. In Mitteleuropa war der Kampfläufer noch bis ins 19. Jahrhundert als Brutvogel weitverbreitet. Die Entwässerung von Mooren und Feuchtwiesen und eine veränderte Landwirtschaft führten zum Verlust seines Lebensraumes. Mittlerweile ist er in Deutschland vom Aussterben bedroht (Kategorie 1 in der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands von 2020, siehe Webseite Wikipedia). Nur an der Nordseeküste brüten noch einige Kampfläufer (Quelle: Gedeon, K. et al., 2014: Atlas Deutscher Brutvogelarten – Atlas of German Breeding Birds; herausgegeben von der Stiftung Vogelmonitoring und dem Dachverband Deutscher Avifaunisten, Münster). Weltweit ist die Art nicht gefährdet. Als ich den Damm zurückgehe und wieder an der Insel ankomme, dauert es gar nicht lange und ein Teil der Kampfläufer lässt sich am Ufer nieder. Hier kommen sie etwas zur Ruhe, nehmen ein Bad und säubern das Gefieder.
Habicht auf dem Heimweg
Gemeinsam mit meinem LBV-Kollegen Markus Beser, den ich am Speichersee getroffen habe, radle ich nach München zurück. Vor den Toren der Stadt entdecken wir noch vier Kiebitze auf einem Acker. Und wir können auch einen Habicht (Bild) beobachten, der von einer Krähe attackiert wird. Danke, Markus, für das schöne Bild.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Weißwangengans, Stockente, Schnatterente, Pfeifente, Knäkente, Kolbenente, Reiherente, Gänsesäger, Jagdfasan, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Rotmilan, Mäusebussard, Habicht, Turmfalke, Blässhuhn, Flussregenpfeifer, Kiebitz, Flussuferläufer, Kampfläufer, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Türkentaube, Grünspecht, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Bergpieper, Bachstelze, Wiesenschafstelze, Rotkehlchen, Hausrotschwanz, Wacholderdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Kohlmeise, Blaumeise, Elster, Rabenkrähe, Star, Haussperling, Buchfink, Stieglitz, Grünfink, Rohrammer, Goldammer