Sonntag, 24. April 2022 (viele Wolken, etwas Sonne, windig, 13 bis 16 Grad, wechselhafter Frühlingstag), Isarmündung, 9.30 bis 13.30 Uhr
Seit Tagen verfolge ich den Wetterbericht. Für heute wird Dauerregen vorhergesagt. Soll ich die geplante Tour an die Isarmündung absagen? Schwierige Entscheidung – aber ich wage es. Helmut aus Landshut begleitet mich. Vom Infozentrum Isarmündung gehen wir zum Grafenmühlbach. Um das Gebiet vor Hochwasser zu schützen, wurde ein neuer, höherer Deich gebaut. Von der Deichkrone aus hat man einen guten Blick auf die Weideflächen und die grasenden Auerochsen. Beim Absuchen der Hecken entdeckt Helmut zwei Gartenrotschwänze (Bilder), ein Männchen und ein Weibchen. In den Altwasserarmen der Isar (Bilder) ist der Wasserspiegel sehr niedrig, viele Sandflächen ragen aus dem Wasser. Aus dem Schilf direkt vor uns hören wir einen insektenartigen, monotonen, schwirrenden Gesang (Tonbeispiel bei Avisoft Bioacoustics). Ist es ein Feldschwirl oder ein Rohrschwirl? Ersterer singt in einer höheren Tonlage, der Rohrschwirl in einer tieferen. Das zu unterscheiden, wenn man nicht beide gleichzeitig hört, ist für mich schwierig. Helmut ist sich sicher, dass es sich um einen Feldschwirl handelt. Nach einigem Suchen im dichten Schilf haben wir Gewissheit – ein Feldschwirl (Bilder). Es ist ein kleiner graubrauner Vogel mit dunkel gestreifter Oberseite, beige gefärbter Unterseite und kleinen dunklen Flecken an der Kehle. Sein bevorzugter Lebensraum ist eigentlich gar nicht das Schilf, sondern sind eher stauden- und kräuterreiche Feuchtwiesen mit einzelnen Büschen, feuchtes Gebüsch an Gewässerrändern, auch Lichtungen, Kahlschläge oder junge Fichtenschonungen. Von Ende April bis September hält sich der Feldschwirl in unseren Breitengraden auf. Wir können ihn nur sehr kurz beobachten, dann huscht er flink wie eine Maus zurück in die Tiefen des Schilfs.
Blaukehlchen und Seeadler
Kurz darauf entdecken wir eine Nutria (Bild), auch Biberratte genannt, die sich am Schilfufer ihr Fell putzt. Neben dem Feldschwirl, den ich nicht oft zu sehen bekomme, freut mich das Blaukehlchen (Bild) – auch kein alltäglicher Vogel und mein erstes in diesem Jahr. Noch ein zweites singt in der Nähe, zu Gesicht bekommen wir es nicht. Im seichten Altwasser halten sich einige Watvögel auf: sechs Flussregenpfeifer, zwei Kiebitze, sieben Bruchwasserläufer, fünf Grünschenkel und fünfzehn Kampfläufer (einige davon auf dem Bild). Allerdings sind sie sehr weit entfernt. Dafür ist ein anderer Vogel deutlich näher und, weil er auch deutlich größer ist, gut zu sehen. Ein Seeadler (Bilder) sitzt recht entspannt auf einem abgestorbenen Baum. Einmal fliegt er auf, lässt sich aber nur wenige Meter entfernt auf einem anderen Baum nieder. Nach etwa einer Stunde fliegt er erneut auf, kreist kurz über dem Wasser und dem Auwald und zieht dann von dannen. Um die zehn Silberreiher sind deshalb wohl aufgeschreckt und bringen sich in Sicherheit. Das Gebiet ist einfach wunderschön. Übrigens: Es hat heute dann doch nicht mehr geregnet ;-))
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Stockente, Gänsesäger, Silberreiher, Graureiher, Seeadler, Rotmilan, Mäusebussard, Turmfalke, Baumfalke, Blässhuhn, Flussregenpfeifer, Kiebitz, Bruchwasserläufer, Grünschenkel, Kampfläufer, Lachmöwe, Ringeltaube, Kuckuck, Schwarzspecht, Grünspecht, Grauspecht, Buntspecht, Kleinspecht, Mittelspecht, Wendehals, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Bachstelze, Wiesenschafstelze, Rotkehlchen, Blaukehlchen, Gartenrotschwanz, Singdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Feldschwirl, Teichrohrsänger, Fitis, Zilpzalp, Zaunkönig, Kohlmeise, Blaumeise, Schwanzmeise, Kleiber, Rabenkrähe, Kolkrabe, Star, Buchfink, Stieglitz, Rohrammer, Goldammer