Sonntag, 9. Juli 2017 (wolkig, 20 bis 24 Grad, schöner Sommertag mit Regenschauer), Deisenhofen, Kiesabbaugebiet östlich von Oberhaching, Perlacher Forst, 8.15 bis 13 Uhr
Die Wettervorhersage ist nicht ganz ideal – aber ich will unbedingt in die Natur. Mein heutiges Ziel ist ein Kiesabbaugebiet östlich von Oberhaching, von dem ich schon ein paar Mal gelesen hatte. Die offenen Flächen rund um die Kiesgruben sind ein wichtiger Ersatzlebensraum für Tiere und Pflanzen. Der Bund Naturschutz Oberhaching sichert in Zusammenarbeit mit den Kiesgrubenbetreibern diesen Lebensraum für vom Aussterben bedrohte Tiere wie die Wechselkröte und den gefährdeten Flussregenpfeifer. In nur 20 Minuten bin ich mit der S-Bahn in Deisenhofen. Vom Bahnhof fahre ich mit dem Rad Richtung Osten, quere die Tölzer Straße und mache meinen ersten Halt in der Nähe eines Bauernhofs. Dicke graublaue Wolken brauen sich bereits am Himmel zusammen und kurz darauf fängt es heftig zu regnen an. Aber eine Scheune ist nicht weit und ich kann mich unter das Vordach stellen. Mein Blick schweift über die Wiesen (Bild), auf denen einige Rabenkrähen, aber überwiegend Saatkrähen (Bild) nach Futter suchen. An einem Holzstoß sehe ich mehrere kleinere Vögel ein- und ausfliegen. Es sind Haussperlinge (Bild), die es sich hier gemütlich gemacht haben. Einmal fliegt ein Haussperling in das Innere »meiner« Scheune zu den großen Glasfenstern. In Windeseile hat er sich einige der Insekten geschnappt, die an den Fensterscheiben den Weg nach draußen suchen. Ganz schön schlau der Spatz! Neben den Spatzen halten sich auch eine junge Bachstelze (Bild) und ein Hausrotschwanz (Bild) bei dem Gehöft auf.
Als der Regen aufhört, radle ich Richtung Norden zu den Kiesgruben (Bild) bei Oberhaching. Zwischen landwirtschaftlich genutzten Feldern liegen die Areale, wo unter der Woche Kies abgebaut wird. Aber daneben gibt es auch stillgelegte Kiesgruben und so erstreckt sich vor mir eine schöne offene Landschaft mit begrünten Hügeln, Hecken, Sträuchern und kleinen Baumgruppen. Ein Trupp von ca. 20 Feldsperlingen (Bild) fliegt plötzlich vor mir auf und versammelt sich auf dem Zaun. Einige Jungvögel sind auch dabei und sie werden noch gefüttert. Auch ein anderer Jungvogel, eine Kohlmeise (Bild), wartet nicht weit davon auf Fressbares.
Über mir trillert eine Feldlerche und eine Goldammer (Tonbeispiel > Avisoft Bioacoustics) lässt ihren typischen Gesang hören. Leitungen, Zäune und Pfosten abzusuchen gehört zum Standard eines Birders. Einige Vögel benutzen die erhöhten Plätze entweder als Warte oder um sich zu versammeln. Ein Zaun dient aber auch der Futterübergabe, wie ich heute schön beobachten kann. Die junge Goldammer (Bilder, Video > Youtube) wartet auf Nachschub, aber es dauert nicht lange bis ein Elternvogel mit dem Schnabel voller Insekten angeflogen kommt. Die Goldammer ist eine der charakteristischen Brutvögel unserer Agrarlandschaft. Zwei bis drei Jahresbruten zieht sie im Durchschnitt von Mitte April bis Ende Juli hoch. Sie baut ihr Nest am Boden oder in Bodennähe in dichter Vegetation am Rand von Hecken und Büschen.
Ebenso ein Brutvogel der offenen Kulturlandschaft ist der Neuntöter (Bild), der geduldig auf dem dürren Zweig sitzt und intensiv den Boden nach Insekten absucht. Hin und wieder fliegt er weiter zu einem anderen Ast, immer wieder ändert er seine Position … aber er wird nicht fündig. Als ich meine Rückfahrt antrete, fällt mir erneut eine Gruppe Saatkrähen (Bild) auf, die sich auf der Spitze eines Kieshügels versammelt haben. Es sieht als, als ob sie die Aussicht genießen würden. ;-)
Vogeltagesliste: Sperber?, Turmfalke, Ringeltaube (ca. 30), Mauersegler, Feldlerche, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Bachstelze, Hausrotschwanz, Schwarzkehlchen, (1), Amsel, Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Kohlmeise, Neuntöter (2), Saatkrähe, Rabenkrähe, Haussperling, Feldsperling, Stieglitz, Girlitz, Goldammer