Mittwoch, 16. September 2020 (heiter, 20 bis 26 Grad, Spätsommertag), Bodensee, Bregenzer Achmündung, Höchster Ried, Fußacher Bucht, 9 bis 16 Uhr
Nachdem wir uns gestern die Vogelwelt der Bregenzer Achmündung vom westlichen Ufer (Hard) aus angesehen haben, radeln wir heute Richtung Bregenz auf die östliche Seite. Vom Steg hat man einen guten Blick auf den Mündungsbereich der Bregenzer Ach (Bild). Ein Informationsschild (Bild) weist uns auf die Regeln im Naturschutzgebiet hin. Das Schutzgebiet umfasst nicht nur die Mündung der Bregenzer Ach, sondern auch das Ufergebiet westlich davon – das Meherauer Seeufer. Durch den Auwald fahren wir Richtung Norden und halten in einer kleinen Bucht mit Blick auf den Bodensee und eine Schlickfläche (Bild). Ein Zwergstrandläufer trippelt am Ufer entlang, aus dem Schilf fliegt eine Wasserralle empor. Beides kann ich nicht mit einem Foto dokumentieren, aber einer von drei Grünschenkeln (Bild) lässt sich im Bild festhalten.
Baumfalke und Rotmilan im Höchster Ried
Dann geht es wieder zurück nach Hard, wir queren den Neuen Rhein und lassen das Örtchen Fußach hinter uns. Zwischen dem Alten Rhein an der Grenze Österreichs zur Schweiz und dem Neuen Rhein erstreckt sich das Höchster Ried (Bild). Eine abwechslungsreiche Landschaft mit Streuwiesen, Baum- und Heckenreihen und kleinen Wäldchen liegt vor uns. Wir sind gerade wenige Meter gefahren, als wir eigenartige Rufe vernehmen: »Kju-kju-kju-kju«. Es hört sich wie der Gesang des Wendehalses (Tonbeispiel bei Avisoft Bioacoustics) an, aber das wäre um diese Jahreszeit sehr ungewöhnlich. Nach kurzer Suche entdecken wir auf einem Baum einen Baumfalken, der diese Rufe von sich gibt. Kurz danach fliegt der Baumfalke (Bilder) ab und zieht über unsere Köpfe hinweg. Der elegante Vogel mit seinen langen, spitzen Flügeln verlässt Mitteleuropa im Winter und verbringt diesen in Afrika. Auch die meisten Weißstörche ziehen ins tropische Afrika, zunehmend mehr jedoch überwintern auf der Iberischen Halbinsel oder in Marokko. Vereinzelt bleiben Weißstörche sogar an ihren Sommerstandorten. Staunend beobachten wir um die 25 Weißstörche (Bild), die über uns in der Thermik kreisen. Auch Rotmilane sehen wir auf unser heutigen Wiesen-Tour sehr häufig. Einen Rotmilan (Bilder, Video auf Youtube) können wir wunderschön studieren: Zunächst hören wir lediglich sein bussardähnliches Miauen, dann finden wir ihn unweit von uns auf einem Ast sitzend. Da gelingt sogar mir per Digiskopie mal ein brauchbares Foto. Und Markus »erwischt« den Greifvogel kurz darauf im Flug noch brilliant.
Große Brachvögel und ein Fischadler im Höchster Ried
Streuobstwiesen sind feuchte, nährstoffarme Wiesen, die nicht gedüngt werden. Nur einmal im Herbst wird das Gras geschnitten. Wenn der Bauer das Heu erntet und Frösche und Mäuse aufschreckt, lässt sich der Weißstorch (Bild) das natürlich nicht entgehen. Während der letzten Tage haben wir immer wieder größere Trupps von Großen Brachvögeln gesehen. Das Rheindelta-Gebiet ist einer ihrer bedeutendsten mitteleuropäischen Winterschlafplätze. Im Dezember 2019 und Januar 2020 wurden in der Fußacher Bucht bis zu 600 Individuen gezählt (Quelle: S. Werner, D. Bruderer, D. Hagist, J. Günther, M. Hemprich, J. Honold, U. Maier, G. Segelbacher & J. Ulmer [2020]: Ornithologischer Rundbrief für das Bodenseegebiet Nr. 236. Bericht über den Winter 2019/2020. Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Bodensee, Konstanz). Auch jetzt treffen wir einen Trupp von ca. 60 Großen Brachvögeln (einige davon auf den Bildern) an. Diesen hat sich auch ein Kampfläufer angeschlossen. Während wir noch die Wiesen absuchen, zieht über uns ein Fischadler (Bild) hinweg.
Zwei Raubseeschwalben in der Fußacher Bucht
Als letztes Tagesziel möchten wir noch einmal ans Wasser – in die Fußacher Bucht. Umgeben von einer breiten Schilfzone liegt diese nördlich von Fußach. Mithilfe eines Hinweisschildes am Polderdammweg (Rohrstraße) finden wir den Eingang zum Holzsteg (Bild) und folgen diesem durch das hohe Schilf bis zur Beobachtungsplattform (Bild). Von hier hat man einen schönen Einblick in die Fußacher Bucht (Bild). Höckerschwäne, Tafelenten und Blässhühner rasten auf dem Wasser, ebenso eine Moorente und eine Löffelente (Bild). Ein Eisvogel hat auf einem Pfosten Platz genommen. Plötzlich hören wir raue, laute Rufe über uns. Zwei Raubseeschwalben (eine davon auf den Bildern) drehen über dem Wasser ihre Runden. Von April bis Oktober halten sie sich in Europa auf. Ihr Brutgebiet liegt an den nordöstlichen Küsten der Ostsee. Auf ihrem Zug in das westafrikanische Wintergebiet – manche überwintern auch am Mittelmeer – fliegen sie gerne entlang von Flussläufen. Diese imposanten Vögel zu sehen, ist wahrlich der krönende Abschluss eines tollen Tages.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Nilgans, Stockente, Schnatterente, Löffelente, Knäkente, Tafelente, Moorente, Jagdfasan, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Silberreiher, Graureiher, Weißstorch (25), Fischadler, Rotmilan (ca. 20), Rohrweihe, Mäusebussard, Sperber, Turmfalke, Baumfalke (5), Wasserralle, Teichhuhn, Blässhuhn, Alpenstrandläufer, Zwergstrandläufer, Grünschenkel, Großer Brachvogel (ca. 50 bis 70), Kampfläufer, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Raubseeschwalbe, Straßentaube, Ringeltaube, Türkentaube, Eisvogel, Buntspecht, Grünspecht, Rauchschwalbe, Bachstelze, Gebirgsstelze, Wasseramsel, Hausrotschwanz, Steinschmätzer, Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Wacholderdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Zaunkönig, Kohlmeise, Blaumeise, Bartmeise, Kleiber, Gartenbaumläufer, Elster, Eichelhäher, Rabenkrähe, Star, Haussperling, Buchfink, Rohrammer