Samstag, 9. November 2013 (bedeckt, ca. 8 Grad, kein Wind, grauer Herbsttag), Starnberger See, 12.45 bis 16.15 Uhr
Nachts hatte es geregnet und für Sonntag ist eine erneute Schlechtwetterfront angesagt. So nutze ich den regenfreien Tag und fahre zum Starnberger See. Dieser ist in den Wintermonaten ein Überwinterungsplatz für Seetaucher. Seit Mitte Oktober sind bereits etliche Prachttaucher und ein Sterntaucher gesichtet worden.
Da das Wetter für einen Herbstspaziergang nicht sehr einladend ist, sind kaum Menschen unterwegs. Vielleicht habe ich deshalb das Glück einen Prachttaucher (Bilder) ganz nah zu sehen. Er hält sich nur wenige Meter vom Ufer auf, betrachtet aufmerksam die Umgebung und steckt immer wieder seinen Kopf unter Wasser. Das nennt man »Schnorcheln« oder »Wasserlugen«. Normalerweise würde er dann abtauchen und sich was zum Fressen holen. Aber heute guckt er nur und bleibt auf der Wasseroberfläche. Ich finde er wirkt sehr gelassen. Aber was mich noch fasziniert, ist sein ungewöhnlich schönes schwarzweiß gezeichnetes Brutkleid (Bild von Frank Kottisch). In Bayern ist er meistens nur im dezenten Schlichtkleid zu sehen. Um ihn von seinen Artgenossen unterscheiden zu können, hilft es, den weißen Fleck an seiner Flanke zu suchen. Langsam macht er sich nun von dannen und schwimmt in nördliche Richtung in die Mitte des Sees. Fünf Prachttaucher habe ich in der Seeshaupter Bucht gezählt, aber es sind gewiss mehr. Einige Tage später wurden 25 Prachttaucher gemeldet.
In etwas weiterer Entfernung sehe ich neun Löffelenten (Bild) zügig vorbeiziehen. In Schilfnähe halten sich zwanzig bis dreißig Reiherenten auf. Fast alle haben den Kopf im Gefieder versteckt. Eine weibliche Reiherente (Bilder) fällt mir auf, da sie am Putzen ist und ihr weißer Bauch aus dem Wasser leuchtet. Sie ist mit einer gelben Schnabelmarke, auf der mit schwarzer Schrift 3X steht, beringt. Am linken Bein trägt sie einen orangenen Ring und am rechten einen blauen Ring. Ich habe noch nie so deutlich eine Beringung gesehen, geschweige fotografieren können. Deshalb habe ich die Reiherente bei der Europäischen Union für Vogelberingung (EURING) gemeldet. EURING wurde 1963 gegründet und ist ein Zusammenschluss aller 39 europäischen Beringungszentralen und einiger weiterer außereuropäischen Zentralen. Bei der Organisation werden u.a. Richtlinien und Standards für die Beringung erarbeitet, Beringungsprojekte initiiert und Netzwerke koordiniert. Die EURING-Datenbank umfasst mittlerweile mehr als zehn Millionen Datensätze.
Eine kurze Nachricht habe ich schon erhalten. So könnte »meine« Reiherente aus dem Biospährenreservat Trebon, das in Tschechien (Südböhmen), östlich von Budweis, liegt, kommen. Dies ist aber von dem zuständigen Projektleiter noch nicht bestätigt worden.
Vogeltagesliste (Seeseiten und Seeshaupter Bucht): Zwergtaucher, Haubentaucher, Prachttaucher (mind. 5), Kormoran, Graureiher, Stockente, Löffelente (9), Tafelente, Kolbenente, Reiherente, Sperber, Mäusebussard, Blässhuhn, Lachmöwe, Amsel, Zilpzalp, Blaumeise, Kohlmeise, Schwanzmeise, Kleiber, Feldsperling, Buchfink
