Montag, 22. Mai 2017, Dünenlandschaft Erg Chebbi, 9 bis 13 Uhr, ca. 35 Grad, heiterer und sonniger Tag, windig
Zwei Nächte sind wir in dem bezaubernden Berberhotel »Auberge De Charme Les Dunes d’Or« (Bild) geblieben, das ich bereits von meiner Januarreise kenne. Am gestrigen Abend wanderte ich auf eine der großen Dünen von Erg Chebbi (Bild) und genoss die Farb- und Formenwelt der Sandgebilde. Heute geht es im Geländewagen Richtung Norden zu einer offenen Wasserstelle. Diese Pfütze hat Brahim für die Vögel »organisiert«. Der Besitzer eines nahe gelegenen Hofes hat eine Wasserleitung zu einer Viehtränke in den Sandboden verlegt. Brahim hat angefragt, ob er ein kleines Loch in die Leitung machen kann. Es wurde ihm erlaubt. So sprudelt – ähnlich wie aus einer Quelle – Wasser aus dem Sand und bildet eine Pfütze. Und zur Morgenstunde hat man eine große Chance, Kronenflughühner (Bilder, Video > Youtube) zu sehen, die sich im Trupp täglich zum Wassertrinken einfinden. Auch heute wieder. Wir können sie vom Auto aus wunderschön beobachten. Auch ein Tropfenflughuhn (Bild) taucht überraschend auf. Nacken, Scheitel und Brust sind im Gegensatz zum Kronenflughuhn hellgrau. Das Gefieder erscheint insgesamt heller. Zur Unterscheidung hilft auch der Blick auf das Kinn des Männchens: Beim Tropfenflughuhn fehlt das auffällig schwarze senkrechte Band. Beide Flughuhn-Arten brüten in flachem, wüstenartigem und steinigem Gelände. Nach ausgiebigem Beobachten setzen wir unsere Fahrt fort und entdecken aus dem Auto heraus eine Wüstenläuferlerche (Bild) und zwei Saharasteinschmätzer (Bild).
Unser heutiges Ziel ist ein ganz besonderer Vogel, der erst im Frühjahr in diese Gegend zurückkehrt. Wir fahren zu einer Bauernfamilie, die in einem einfachen Haus in der Wüste lebt. Auf deren Grundstück liegt auch ein Palmenhain. Brahim kennt die Leute sehr gut und die Frau führt uns auf direktem Weg zu der »einen« Palme, wo der Pharaonenziegenmelker (Bilder) rastet. Farblich perfekt an die Umgebung angepasst, sitzt der zur Familie der Nachtschwalben gehörende mittelgroße Vogel im Schatten des Baumes. Wow, was für eine Freude! Einen Ziegenmelker zu sehen ist etwas ganz Besonderes, da dieser ausschließlich nachts und in der Dämmerung aktiv ist. Ziegenmelker haben sich auf den Fang von großen Fluginsekten spezialisiert. Tagsüber sitzen sie bewegungslos auf einem Ast oder ruhen am Boden. Sie sind gekennzeichnet durch eine große Rachenöffnung und steife Borsten am Schnabelwinkel. Ihr Gefieder ist weich, sodass sie bei der Jagd nach Beute lautlos und leicht fliegen können. Der Pharaonenziegenmelker lebt in Wüsten und Halbwüsten mit niedrigem Buschwerk und einzelnen Bäumen. Obwohl »unser« Ziegenmelker so schläfrig aussieht und regungslos dasitzt, kann ich ihn leider nur kurz bewundern, da er nach wenigen Minuten abfliegt.
Nach diesem beeindruckenden Erlebnis fahren wir zurück ins Hotel. Mein Plan ist, mich am Nachmittag im Swimmingpool zu erfrischen, aber starker Wind kommt auf und der Himmel verdüstert sich. Ein Sandsturm naht. Aber auch das ist ein für mich neues, imposantes Erlebnis. Und rund ums Hotel halten sich einige schöne Vögelchen auf, wie zum Beispiel der Saharasteinschmätzer (Bild), der sich prominent und fotogen auf einem filigranem Stuhl niederlässt.
Vogeltagesliste: Zwergadler, Tropfenflughuhn (3), Kronenflughuhn (7), Sandlerche (2), Wüstenläuferlerche (2), Raubwürger elegans, Pharonenziegenmelker*, Maghreblerche (2), Saharasteinschmätzer (* = meine persönliche Erstsichtung)
Der Pharaonenziegenmelker ist ja beeindruckend. Und dein letztes Foto mit dem Saharasteinschmätzer erfasst die Stimmung, die ich auch mitgenommen habe, ganz wunderbar. Ich hatte ja auch Spaß mit diesem Steinschmätzer der Sahara. Du erinnerst dich sicher. https://fluegelschlag-birding.de/kleine-voegel/geschmaetz-in-der-sahara/
Hallo Elke,
der Pharaonenziegenmelker ist wirklich eine Reise wert. Könnte sofort wieder in diese wunderschöne Wüstenlandschaft fahren ;-))