Samstag, 22. Juli 2023 (sonnig, 16 bis 22 Grad), Vogelinsel am Altmühlsee, 7.45 bis 11 Uhr, Wiesmet, 11.30 bis 13.30 Uhr
Heute bin ich um 4 Uhr aufgestanden, mit dem Zug nach Kaufering gefahren und habe dort Andreas, einen sehr erfahrenen Birderkollegen, getroffen. Gemeinsam geht es mit dem Auto weiter zum Altmühlsee. Gegen 7.45 Uhr kommen wir in Muhr am See an. Die Temperaturen heute sind angenehm. In den Wochen zuvor waren die heißesten Tage – bis zu 37 Grad Celsius – seit der Wetteraufzeichnung von 1940 registriert worden. Wir parken am LBV-Infohaus und gehen einige Meter bis zum Ufer des Sees. Von dort kann man gut das dicht bewachsene Ufer der Vogelinsel absuchen. Und da erwartet uns schon das erste Highlight des Tages. Schnell finden wir einen jungen Nachtreiher, aber es werden bald immer mehr. Um die zehn Nachtreiher (vier davon auf dem Bild), überwiegend junge, halten sich im Dickicht knapp über dem Wasser versteckt. Wunderbar.

Australische Hühnergänse
Als wir dann gegen 8 Uhr am Beobachtungsturm (Bild) ankommen, erwartet uns eine schöne Überraschung. Außer uns sind noch keine Besucher da. Es hat schon was, wenn man so früh aufsteht ;-). Vom Turm dann der großartige Blick auf die Flachwasserzone und die begrünten Inseln (Bild). Allerdings sind die Entfernungen teilweise schon enorm. Im südwestlichen Teil der Insel rasten im Schatten der Sträucher mehrere Rinder. Gleich daneben erkennen wir drei im seichten Wasser nach Nahrung suchende Löffler. Das erinnert mich ein bisschen an das spanische Naturschutzgebiet Albufera auf Mallorca. Eine besondere Vogelart, die seit ca. zehn Tagen vor Ort ist, hat hingegen weder mit dem Mittelmeerraum noch mit dem Frankenland zu tun: Zwei Hühnergänse (Bilder) durchstreifen das Grünland nach Futter. Hühnergänse leben im Süden von Australien. Sie sind sehr groß, haben einen kleinen Kopf und eine auffällig gelbgrünliche Wachshaut auf dem oberen Schnabel. Ihr Lebensraum ist an Land auf kurzrasigen Marschen, an Salz- oder Brachgewässern. Sie meiden das Wasser. Beide Hühnergänse sind beringt und wurden bis Anfang September hier gesichtet.





Silberreiher und Seidenreiher
Auch vom Turm aus sehen wir Nachtreiher (zwei im Bild), leider nur im Gegenlicht. Auf der kleinen Sandinsel und im seichten Wasser unweit des Turmes haben sich Große Brachvögel (Bilder) und Kiebitze (Bild) niedergelassen. Ein Silberreiher (Bild) ist auf der Pirsch nach Nahrung und macht sich gerade ziemlich lang. Zum Silberreiher, der 85 bis 100 Zentimeter groß ist, gesellt sich der deutliche kleinere Seidenreiher (Bilder), den wir später beim Rundgang noch aus nächster Nähe bewundern können. Den eleganten Reiher kann man gut anhand seiner gelben Füße bestimmen.







Erste Kuhreiher-Brut in Deutschland
Einen Kuhreiher findet man statt im Wasser eher auf trockenem Gelände wie z.B. auf Wiesen. Und genau da entdecken wir heute drei junge Kuhreiher (Bilder). Noch nicht erwachsene Kuhreiher weisen einen dunklen Schnabel auf. In Europa hat der Kuhreiher-Bestand in den letzten Jahren gebietsweise stark zugenommen. Von der Iberischen Halbinsel aus haben sich die kleinen Reiher in östliche Richtung nach Mitteleuropa ausgebreitet. In Frankreich, Belgien und den Niederlanden wurden schon brütende Kuhreiher erfasst und auch in Österreich gab es am Unteren Inn 2022 zum ersten Mal eine Brut (Quelle: Wikipedia). Laut einer Pressemitteilung vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) ist nun auch am Altmühlsee eine kleine Sensation zu verzeichnen: die erste Kuhreiher-Brut Deutschlands. Bereits im Vorjahr wurden erwachsene Kuhreiher beobachtet, die Nistmaterial im Schnabel trugen. Nur wenige Tage vor unserem heutigen Besuch hat Bianca Satzinger, Aktive aus der hiesigen LBV-Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen, die drei jungen Kuhreiher entdeckt. »Bisher gab es in Deutschland nur Brutversuche von entflogenen Kuhreihern aus Gefangenschaft, die aus Zoos oder privater Haltung stammen«, schreibt der LBV-Gebietsbetreuer Jan Heikens in der Pressemitteilung.



Grünspecht und Schwarzspecht
Vom Turm aus haben wir auch einen wunderbaren Blick in die Baumkronen um uns herum. So finden wir einen Grünspecht (Bild) und einen Schwarzspecht (Bild) beinahe auf Augenhöhe. Gegen 10 Uhr kommt eine größere Gruppe Vogelbegeisterter am Turm an und es wird nun etwas lauter. Wir machen uns auf den Rückweg, folgen noch dem kleinen Rundweg auf der Vogelinsel bis vor zur Brücke. Eine junge Ringeltaube (Bild) hockt ganz entspannt auf einem Ast. Und ein Flussuferläufer (Bild) sucht im seichten Wasser nach Nahrung.




Grauammer im Wiesmet
Nördlich vom Altmühlsee erstreckt sich ein großes Wiesenbrütergebiet – das Wiesmet, zu dem wir anschließend einen Abstecher machen. Die hölzerne Aussichtsplattform, die im Jahr 2011 hier noch stand, existiert nicht mehr. An ihrer Stelle wurde ein kleiner Hügel aufgeschüttet. Auf Infotafeln (eine davon im Bild) erfährt man Wissenswertes zu dem Gebiet und den Vögeln. Von der Anhöhe hat man einen schönen Einblick in das Wiesmet (Bild). Weit entfernt beobachten wir einen Rotmilan und einen Weißstorch. Auch gibt es einige Grauammern (eine davon im Bild) zu sehen. Und ein junger Neuntöter (Bild) hat sich die Lehne der Holzbank als seinen Aussichtsplatz ausgesucht – wohl nicht zum ersten Mal ;-)).




Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Kanadagans, Rostgans, Nilgans, Hühnergans (Cereopsis novaehollandiae), Stockente, Kormoran, Nachtreiher (ca. 10), Kuhreiher (3), Seidenreiher (ca. 3), Silberreiher, Graureiher, Weißstorch, Löffler (3), Fischadler, Rohrweihe, Rotmilan, Mäusebussard, Turmfalke, Baumfalke, Wasserralle, Teichhuhn, Blässhuhn, Flussregenpfeifer, Kiebitz, Waldwasserläufer, Flussuferläufer, Großer Brachvogel (ca. 30), Bekassine, Mittelmeermöwe, Ringeltaube, Mauersegler, Eisvogel, Schwarzspecht, Grünspecht, Buntspecht, Rauchschwalbe, Wiesenschafstelze, Wacholderdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Teichrohrsänger, Fitis, Zilpzalp, Kohlmeise, Neuntöter, Elster, Rabenkrähe, Star, Feldsperling, Buchfink, Grauammer