Bartmeisen am Federsee

Sonntag, 2. November 2014 (morgens neblig, später sonnig, 8 bis 14 Grad, grauer Herbsttag), Federsee (Baden-Württemberg), 8.15 bis 10 Uhr
Als ich im September am Neusiedler See Bartmeisen suchte, wurde ich nicht fündig. Im Gespräch mit einem Vogelbeobachter fiel diesbezüglich der Name Federsee. An diesem See sei es sehr einfach Bartmeisen zu beobachten. Es hieß auch, dass der Moorsee ein beliebtes touristisches Ziel sei. Deshalb mache ich mich sehr früh auf den Weg. Kurz nach 8 Uhr bin ich am Parkplatz in Bad Buchau, von dem ein 1,5 Kilometer langer Holzsteg zum flachen See führt. Der Federsee liegt im 33 Quadratkilometer großen Federseemoor und ist somit das größte Moor Südwestdeutschlands. Über 260 Vögel wurden bisher gesichtet, davon sind 107 Brutvögel. Der breite Schilfgürtel bietet Schutz für Bartmeise, Rohrschwirl, Rohrammer, Teichrohrsänger, Schilfrohrsänger sowie die Wasserralle. Weitere Brutvögel sind Flussseeschwalbe, Rohrweihe, Wiesenpieper, Bekassine, Großer Bachvogel, Feldschwirl, Braunkehlchen, Grauspecht und Kleinspecht. Das Moor ist Teil des Schutzgebietes »Natura 2000« und »Europa-Vogelreservat«. Weitere Informationen siehe > Nabu-Website oder > Wikipedia. Von April bis Oktober wird für die Benutzung des Federseestegs eine kleine Gebühr von einem Euro bezahlt. Das Informationshäuschen ist um diese Uhrzeit allerdings noch nicht besetzt. Trotzdem kann ich den Steg benützen.
Hochnebel liegt noch über dem Gebiet. Deshalb wirkt die Landschaft verträumt und romantisch (Bilder). Als ich einige Meter in das Schilf gehe, höre ich schon die ersten Bartmeisen mit ihren schwungvollen »Psching-psching«-Rufen (> Tonbeispiel xeno-canto.org). Bald kommt auch eine neugierige Bartmeise (Bild) vorbei. Ich hatte gehört, dass Bartmeisen gerne Sand fressen. Die kleinen Steinchen helfen bei der Verdauung ihrer Nahrung, die im Winter aus Schilfsamen besteht. Den Sand, den ich tags zuvor im Wald gefunden hatte, lege ich auf dem Geländer ab. Aber keine Bartmeise will den groben Sand. Erst später erfahre ich, dass die Bartmeisen Vogelsand liebend gerne fressen. Den feinen Quarzsand erhält man in einer Zoohandlung.
Vom Aussichtssturm (Bild) sehe ich in weiter Entfernung einige Bartmeisen im Trupp fliegen. Etliche Höckerschwäne (Bild) ziehen mit lauten Flügelschlägen über mich hinweg. Da ich hier kein Glück habe, gehe ich den Steg weiter. Zwei Grüppchen mit jeweils fünf bis sechs Profi-Fotografen stehen am Rand des Stegs. Vom Steg geht an zwei Stellen ein kleiner Holzsteg zu jeweils einer Hütte ab. Hier haben die Fotografen den Vogelsand ausgelegt. Die Bartmeisen (Bilder) sind ganz verrückt nach dem Sand. Und sie sind gar nicht scheu. Eine richtig gute Sicht habe ich nicht, da der Fotograf nur wenige Zentimeter zur Seite rückt. So kann ich nur ein paar kurze Blicke auf die Bartmeisen werfen. Aber es reicht schon.
Die Bartmeisen sind mit den Lerchen verwandt, aber da sie den Meisen ziemlich ähnlich sehen, werden sie in den Bestimmungsbüchern bei den Meisen beschrieben. Sie sind Koloniebrüter und benötigen große Schilflächen, um darin aus Schilfhalmen ein Nest zu bauen. Das Männchen hat den namensgebenden Bart, ein schwarzer Gefiederstreif der sich vom Auge über das Kinn nach unten verjüngt. Ich gehe noch bis zum Ende des Steges. Hier können Ruderboote ausgeliehen werden. Der Nebel hat sich noch nicht ganz verzogen. Über 100 Höckerschwäne (Bild) sind auf dem See versammelt. Langsam füllt sich der Federseesteg mit Ausflüglern und Familien mit Kindern. Zeit für mich den Rückweg anzutreten.

Vogeltagesliste Federsee: Höckerschwan (ca. 100), Stockente, Tafelente, Reiherente, Gänsesäger (ca. 20), Haubentaucher, Kormoran, Silberreiher (5), Graureiher (2), Wasserralle (rufend), Blässhuhn, Eisvogel (1), Bartmeise (8), Rabenkrähe

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Federsee (Baden-Württemberg), November 2014
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Federsee (Baden-Württemberg), November 2014
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Federseesteg, Bad Buchau, November 2014
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Bartmeise, Federsee, November 2014
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Aussichtsturm am Federsee, November 2014
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Höckerschwäne, Federsee, November 2014
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Männliche Bartmeise, Federsee, November 2014
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Bartmeisen, Federsee, November 2014
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Bartmeisen, Federsee, November 2014
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Höcherschwäne, Federsee, November 2014

2 Gedanken zu „Bartmeisen am Federsee

  1. Sehr geehrte Frau Hofbauer,
    im Internet habe ich Ihr sehr schönes Foto von einem Paar Bartmeisen (nov14_6039) gefunden. Ich bin Mitautor des Brehm-Buch 553 “Die Bartmeise”. Das Foto zeigt ein Weibchen mit sehr starker dunkler Strichlung auf Kopf und Rücken. Meine Frage, haben Sie solche gezeichneten Weibchen öfter beobachtet ? Werden am Federsee auch Bartmeisen beringt?
    Viele Grüße aus Brandenburg von Gertfred Sohns.

    1. Hallo Herr Sohns,
      Danke für den Hinweis wegen der gestrichelten Variante beim Weibchen. Auf das hatte ich gar nicht so geachtet. Nachdem ich nun meine Bilder nochmal gesichtet habe, konnte ich leider kein anderes Weibchen mit einer Zeichnung entdecken. Nur das eine am Sand-Futterplatz. Aber bei meinem nächsten Besuch werde ich die Augen aufhalten. Ob Bartmeisen am Federsee beringt werden, weiß ich leider nicht. Aber ich denke im Nabu-Zentrum können Sie das leicht erfragen > http://www.nabu-federsee.de/
      Viele Grüße Waltraud Hofbauer

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