Montag, 19. Mai 2025 bis Freitag, 23. Mai 2025 (teils sonnig bis bewölkt, 13 bis 15 Grad, am Donnerstag bedeckt mit Regenschauern, 10 bis 11 Grad), Nationalpark Bayerischer Wald und Nationalpark Šumava
Als ich die Ankündigung einer Reise der Ornithologischen Gesellschaft Bayern mit dem Titel »Zu Raufußhühnern, Spechten und Eulen. Ornithologische Wanderungen in den Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava« entdeckte, wusste ich: Da möchte ich gerne dabei sein. Erstens weil ich unbedingt Auerhuhn, Haselhuhn und Habichtskauz sehen möchte, zweitens weil ich noch nie Vögel im Bayerischen Wald beobachtet habe und drittens, weil das Beobachten von Vögeln im Wald ganz besondere Voraussetzungen benötigt. Zu Punkt 1: Leider habe ich diese drei Arten während der fünf Tage und Nächte nicht gesehen oder gehört. Zu Punkt 2: Der Bayerische Wald mit seinen vielfältigen Naturräumen wie Hochmooren, Urwaldgebieten, Hochlagenwäldern, Bergen und Offenlandflächen ist absolut sehenswert und eine Reise wert. Zu Punkt 3: Beim Vogelbeobachten im Wald kommt es vor allem auf die Ohren an, um den Ruf oder Gesang einer Art zu erkennen. Zu sehen bekommt man in dem Dickicht einen Vogel selten oder eher zufällig. Da ich nicht gut beim Hören bin, ist es von Vorteil mit Birdern unterwegs zu sein, die das gut können. Die Wanderungen werden von Manfred Siering, dem Vorsitzenden der Ornithologischen Gesellschaft Bayerns, geleitet. Er und auch Markus Dähne, den ich vom LBV her kenne, haben ein phänomenales Gehör. Und ich kann nur sagen: So viele Sommergoldhähnchen wie in diesen fünf Tagen habe ich noch nie gehört ;-)) Johannes Matt, ein Mitarbeiter von WaldZeit e.V. und Naturpark Bayerischer Wald begleitet uns ebenfalls. An einzelnen Tagen werden zu bestimmten Themen Nationalparkexperten dabei sein.
Vögel rund ums Hotel
Unser Hotel in Altschönau liegt direkt am Waldrand. Hier ist kein Straßenlärm zu hören. Ich genieße die Ruhe und werde morgens vom Gesang der Vögel geweckt. Vom Balkon aus kann ich auf das hoteleigene Wildgehege blicken und dem Damwild beim Fressen zusehen. Ein Hausrotschwanz-Pärchen (Bilder) hat bereits Nachwuchs und beide Vogeleltern sind ausdauernd damit beschäftigt, Futter zu sammeln. Ein Gimpel-Männchen (Bild) und ein Grauschnäpper (Bild) verweilen kurz in der Nähe des Geheges. Auf der Wiese bei den Hirschen sucht eine Misteldrossel (Bild) nach Futter.





Fichtenkreuzschnabel, Heidelerche und Baumpieper
Am zweiten Tag fahren wir mit dem Igelbus an die tschechische Landesgrenze. In Buchwald (Bučina) treffen wir den Nationalparkmitarbeiter Pavel Bečka. Er leitet die Exkursion durch einen kleinen Teil des Nationalparks Šumava (Bild) und erzählt uns viel über die Geschichte dieser Region. Es ist eine schöne, offene Landschaft. Auf einer Weide grasen Kühe. Wir beobachten Gartenrotschwanz (Bild), Neuntöter (Bild), Fichtenkreuzschnabel (Bild), Heidelerche (Bilder), Baumpieper (Bild) und ein Sommergoldhähnchen (Bild). Zurück geht unsere Tour durch das Finsterauer Filz.








Highlights: Ringdrossel, Waldschnepfe und ein Zwergschnäpper
Bei einem unserer Ausflüge besuchen wir die Ruckowitz-Schachten. Dabei handelt es sich um Weideflächen in hochgelegenen Wäldern. Nach einiger Suche entdecken wir dort eine Ringdrossel (Bild). Leider ist sie weit weg, aber Markus kann ein Foto machen. Für Mittwochabend ist eine abendliche Tour auf den Lusen geplant, aber da es am späten Nachmittag zu regnen beginnt, wird ein Alternativprogramm organisiert.
Gegen 20.45 Uhr wandern wir vom Hotel aus nur wenige Meter durch den Wald zu einer Straße. Eine Stunde lang stehen wir mucksmäuschenstill und lauschen in die Nacht hinein. Wir haben Glück: Eine balzende Waldschnepfe gibt grunzende, gedämpfte Töne von sich, gefolgt von einem hohen, kurzen, explosiven Laut, ähnlich wie »oart-oart-oart PISSP« (Tonbeispiel auf xeno-canto.org). Wir hören die Rufe und sehen in dieser Stunde viermal eine Waldschnepfe über uns hinwegfliegen. Ob es sich um vier Individuen oder nur um eine handelt, wissen wir nicht. Eine so schöne Waldschnepfe (Bild) wie auf dem Foto wird man in der freien Natur wohl kaum zu sehen bekommen. Meistens sieht man sie kurz fliegen, wobei man sie an ihrem bauchigeren Aussehen im Vergleich zu einer Bekassine erkennt. Die Waldschnepfe ist eine taubengroße, dicke Limikole. Auf ihrem Kopf hat sie breite Querbänder. Sie brütet in feuchten Laub- und Mischwäldern mit Lichtungen, Schneisen und nassem Boden. Sie lebt sehr heimlich.
Das nächste Highlight dieser Reise ist der Zwergschnäpper, den wir im Gebiet um den Großen Falkenstein, im »Urwald Watzlik-Hain« (Karte) finden. Das Männchen erkennt man an seiner orangeroten Kehle, die nach unten hin diffus ausläuft. Er ist sehr rastlos und nur etwas größer als ein Zaunkönig. Der Zwergschnäpper (Bild) brütet in Wäldern mit dichten Altbeständen und reichlich Unterwuchs. Er bevorzugt Laubwälder, meidet aber Mischwälder nicht. Von Mai bis September ist er in Mitteleuropa ein seltener Brutvogel; er überwintert in Westasien. Im Atlas der Brutvögel in Bayern, Verbreitung 2005 bis 2009; (Rödl, Rudolph, Geiersberger, Weixler, Görgen; 2012, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart) lese ich Folgendes: »Der Zwergschnäpper ist in den Alpen und im Bayerischen Wald regional, in Nordbayern lokal verbreitet.«




Fazit
Zwar wurden meine Erwartungen bezüglich meiner Vogel-Wunscharten nicht erfüllt, aber es war eine tolle Reise mit vielen Einblicken in die Themen Wald, Wildnis und Natur. Vielen Dank auch an Manfred, Marliese, Johannes und die Nationalparkexperten. Wir haben etliche Versuche unternommen um den Habichtskauz frühmorgens oder spätabends zu finden. Leider wollte er sich nicht zeigen. Ich habe viele schöne Eindrücke mitgenommen und hoffe, dass ich bald wieder in den Nationalpark kommen werde und der Habichtskauz sich dann hören oder sehen lässt. Anbei noch einige Bilder von weiteren Schönheiten des Nationalparks Bayerischer Wald: Grasfrosch, Flechten und Zunderschwamm.



Gesamtvogelliste: Stockente, Krickente, Graureiher, Rotmilan, Mäusebussard, Turmfalke, Baumfalke, Waldwasserläufer (überfliegend), Waldschnepfe, Ringeltaube, Hohltaube, Türkentaube, Kuckuck, Mauersegler, Schwarzspecht, Buntspecht, Heidelerche, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Baumpieper, Bachstelze, Gebirgsstelze, Heckenbraunelle, Rotkehlchen, Gartenrotschwanz, Hausrotschwanz, Braunkehlchen, Singdrossel, Misteldrossel, Wacholderdrossel, Amsel, Ringdrossel, Gartengrasmücke, Mönchsgrasmücke, Klappergrasmücke, Gelbspötter, Fitis, Zilpzalp, Wintergoldhähnchen, Sommergoldhähnchen, Zaunkönig, Grauschnäpper, Zwergschnäpper, Kohlmeise, Waldbaumläufer, Neuntöter, Elster, Eichelhäher, Dohle, Rabenkrähe, Star, Haussperling, Buchfink, Stieglitz, Gimpel, Fichtenkreuzschnabel, Goldammer