Montag, 14. September 2020 (sonnig, 20 bis 25 Grad, Spätsommertag), Bodensee, linker und rechter Rheindamm, Lagune, Schleienloch, 9 bis 17 Uhr
Heute haben wir die Qual der Wahl. Am rechten Rheindamm wurden am Vortag jede Menge Alpenstrandläufer gesichtet, aber am Vormittag ist dort das Licht nicht ideal. So entscheiden wir, dass wir in der Früh zunächst zum linken Rheindamm fahren und dann am Nachmittag zum rechten. Wir machen uns per Fahrrad auf den Weg von Hard zum Rhein. Erneut ist es ein sommerlicher, warmer Tag und ich freue mich auf die Natur, neue Gebiete und hoffentlich viele schöne Vogelsichtungen.
Kormoran-Versammlung in der Lagune
Wir fahren auf dem geschotterten Weg des linken Rheindamms (Bilder) in nördliche Richtung zur Mündung. Zur Rechten liegt der ruhig dahinfließende Rhein. Es lohnt sich, das Ufer, die Sandbänke und Flachwasserzonen nach Vögeln abzusuchen. Einige Limikolen sind zu sehen, allerdings weit weg. In der Ferne ist auch der Rohrspitz (Bild) zu erkennen, den wir gestern besucht haben. Von der Rheinbrücke (Landesstraße L 202) bis zur Lagune sind es ca. 2,5 Kilometer. In der Lagune (Bild) liegen einige flache Kiesinseln und Nistflöße als Brutplatz für die Flussseeschwalben. Diese sind jetzt, Mitte September, allerdings schon in Richtung Afrika unterwegs. Doch wir bekommen ein Spektakel der ganz anderen Art zu sehen. Vom Bodensee her fliegen in regelmäßigen Abständen große Trupps Kormorane in die Lagune ein. Um die 500 Kormorane (Bilder) haben sich schließlich auf den Inseln versammelt. Sie sind zu allen Jahreszeiten gesellig. Kormorane brüten gerne an Küsten oder größeren Gewässern. Der deutsche Name stammt aus dem Altfranzösischen »cormareng« bzw. »corp mareng« und bedeutet »Meerrabe, Wasserrabe«. Der Namensbestandteil »Rabe« findet sich auch in seinem wissenschaftlichen Namen »Phalacrocorax carbo« wieder. Je nach Population sind Kormorane Standvögel, Teilzieher oder Zugvögel. Der Hauptwegzug erfolgt in Mitteleuropa im Oktober und November. Die Winterquartiere liegen in Großbritannien, Nordafrika und im östlichen Mittelmeerraum (Quelle: Wikipedia). Laut dem Wissenschaftsjournal »Spektrum« sind die nördlichen Populationen Zugvögel. Traditionelle Überwinterungsplätze in Deutschland liegen unter anderem am Bodensee und Oberrhein.
Ausnahmegast Kurzzehenlerche
Nach der Masse an Kormoranen widmen wir uns wieder den kleineren Vögeln, die sich in den Büschen und Feuchtzonen entlang des Weges aufhalten. Da wir mit Markus einen ausgewiesenen Vogelfachmann dabeihaben, erkennt dieser die Kurzzehenlerche (Bild) sofort an ihrem speziellen Ruf, der sich von dem der Feldlerche und der Heidelerche deutlich unterscheidet. Der unscheinbare Vogel lässt sich kurz auf dem Weg nieder, aber dann kommt ein Radler entlanggefahren und die Kurzzehenlerche fliegt weg. Auch eine längere Nachsuche ist leider nicht erfolgreich. Aber das ist schon mal ein tolles Highlight. Ich hatte bereits einmal das große Glück und konnte im April 2017 in der Nähe von München eine Kurzzehenlerche studieren. Über die Sandregenpfeifer (Bilder) und den Flussregenpfeifer (Bild), die wir etwas später aus nächster Nähe beobachten können, freue ich mich besonders. Ich mag Limikolen. Die Bestimmung ist immer wieder eine Herausforderung, besonders wenn sie im Jugend- oder im Schlichtkleid anzutreffen sind. Den Sandregenpfeifer erkennt man an dem weißen Überaugenstreif und dem fehlenden Lidring. Bei dem jungen Flussregenpfeifer zeichnet sich dagegen der schmale Lidring schon ab. Kurz bevor wir die Mündung erreichen, finden wir auf der gegenüberliegenden Rheinseite eine große Ansammlung von Gänsesägern (Bild). Und am Ende des Weges erwartet uns ein schöner Ausblick auf den Bodensee (Bild).
»Alpis« am rechten Rheindamm
Um auf die andere Seite des Flusses zu gelangen, müssen wir die knapp sechs Kilometer bis zur Rheinbrücke wieder zurückfahren. Gegen 14.30 Uhr erreichen wir den rechten Rheindamm (Bild). Hier haben sich am Ufer Schlickflächen gebildet und um die 15 Alpenstrandläufer (einige davon auf dem Bild) suchen im flachen Wasser nach Nahrung. Es ist zwar nicht die große Zahl, von der uns gestern berichtet wurde, gleichwohl freuen wir uns, sie aus nächster Nähe zu sehen. In einer kleinen Bucht rasten Graugänse (Bild). Auf dem Weg (Bild) bis zur Mündung entdecken wir noch einen Steinschmätzer, Stieglitze und Rohrammern, die in verdorrten Stauden nach Futter suchen. Bevor es am späten Nachmittag nach Hard zurückgeht, fahren wir erneut am Schleienloch vorbei. Ein Baumfalke (Bild) und ein Eisvogel (Bild) jagen von ihrem Ansitz aus. Apropos Eisvogel: Um die zehn Eisvögel haben wir heute im Laufe des Tages gesehen. Meine beiden Birderkollegen machen schon Witze über die »Eisvogel-Plage« ;-). Aber ich meine, es dürfen ruhig noch ein paar mehr werden …
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Nilgans, Stockente, Tafelente, Kolbenente, Gänsesäger, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran (ca. 500), Graureiher, Weißstorch, Rotmilan, Mäusebussard, Turmfalke, Baumfalke, Wasserralle, Teichhuhn, Blässhuhn, Flussregenpfeifer, Sandregenpfeifer, Alpenstrandläufer, Flussuferläufer, Grünschenkel, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Steppenmöwe, Ringeltaube, Eisvogel (ca. 10), Buntspecht, Kurzzehenlerche, Bachstelze, Wiesenschafstelze, Rotkehlchen, Gartenrotschwanz, Steinschmätzer, Mönchsgrasmücke, Klappergrasmücke, Schilfrohrsänger, Teichrohrsänger, Zilpzalp, Sommergoldhähnchen, Trauerschnäpper, Kohlmeise, Blaumeise, Schwanzmeise, Bartmeise (Rufe), Elster, Rabenkrähe, Star, Feldsperling, Stieglitz, Rohrammer