Sonntag, 9. Juni 2014 (Sonne, ca. 21 bis 32 Grad, heißer Sommertag), Murnauer Moos, 8 bis 17 Uhr
Nach meinem fantastischen Urlaub auf Helgoland zieht es mich heute in das Voralpenland – in das Murnauer Moos. Mitte Mai war ich schon auf der Suche nach dem Karmingimpel und hatte ihn leider nicht gefunden. Aber heute soll es klappen. Da es sehr heiß werden soll, bin ich schon früh am Parkplatz. Eine Mönchsgrasmücke (Bild) singt sich schon die Seele aus dem Leib. Außer dem Karmingimpel hoffe ich auch noch den Schlangenadler zu finden, der Ende Mai gesichtet wurde. Da der Adler gerne ganz oben auf den Fichten sitzt, suche ich alle Spitzen ab. Als ich in den Weg entlang der Ramsach einbiege, höre ich schon den typischen Gesang des Karmingimpels. Endlich! Es ist nicht immer leicht im dichten Laub einen Vogel zu finden, aber bald habe ich ihn entdeckt. Im Laufe des Tages ist der farbenprächtige Finkenvogel oft zu hören und auch zu sehen. Zur Mittagszeit mache ich eine Pause am Waldrand. Da sitzt ein Karmingimpel-Männchen (Bilder) direkt über mir und ich kann ihn super beobachten. Heute sind alle Vögel entlang des Weges sehr stimmfreudig. Die Rohrsänger und Grasmücken und auch der allgegenwärtige Zilpzalp (Bild) schmettern und trällernd um die Wette. Es ist wunderschön, auch wenn ich nicht immer alle bestimmen kann.
Aber ein weiteres Highlight naht. Während ich erneut die Fichtenköpfe absuche, höre ich hinter mir einen Specht klopfen. Jeder Specht im Murnauer Moos könnte der seltene Weißrückenspecht sein. Weil das Laub des niedrigen Baumes sehr dicht ist, sehe ich kaum etwas. Zuerst ist es nur ein kleine Lücke zwischen den Blättern. Es ist ein Specht, der den Stamm bearbeitet. Bloß welcher? Ich fotografiere viel, damit ich später die Art bestimmen kann. Ich höre, wie ein Zweig vom Baum fällt. Der Specht bewegt sich und hackt dann erneut auf einen morschen Teil des Stammes ein. Anscheinend bleibt der Vogel länger. Ich wechsle meinen Platz und bekomme einen besseren Blick auf den Specht. Er verschwindet manchmal mit dem ganzen Kopf in dem Loch im Stamm. Er hat wohl eine gute Nahrungsquelle freigelegt. Es ist ein Weißrückenspecht (Bilder). Erkennbar am weiß gebänderten Rücken und der beige-rosa gestrichelten Brust. Die Männchen haben eine rote Kopfplatte und die Weibchen eine schwarze. Eine Brut im Murnauer Moos ist ungewöhnlich, da er in Mitteleuropa nur im alpinen Bergland vorkommt. Sein Hauptverbreitungsgebiet reicht von Mittelskandinavien bis nach Japan. Er benötigt Laub- und Mischwälder mit viel Alt- und Totholz. Ich freue mich riesig, da ich den Weißrückenspecht in diesem Frühjahr bereits in den Alpen gesucht hatte.
Mein Tag ist gelaufen. Im positiven Sinne natürlich. Mittlerweile brennt die Sonne vom Himmel und entlang des Weges finde ich wenig Schatten. Der Schlangenadler ist nun gar nicht mehr so wichtig. Ich treffe Ariane, eine erfahrene Birderin und wir vereinbaren, wer den Schlangenadler als erstes sieht, gibt dem anderen Bescheid. Ariane ist mit dem Fahrrad unterwegs und sie entdeckt den Schlangenadler (Bilder). Allerdings ist er weit entfernt. So kann ich diesen ungewöhnlichen Greifvogel heute auch noch bewundern. Brutgebiete des Schlangenadlers gibt es in Südeuropa und Nordafrika, ebenso wie in vielen osteuropäischen Ländern. Er überwintert in Afrika südlich der Sahara. Sie sind mehrheitlich Zugvögel, aber es gibt auch Standvögel auf dem indischen Subkontinent. Der Schlangenadler frisst Reptilien und bevorzugt offenes, trockenes, spärlich bewachsenes Gelände. Er baut sein Nest in Bäumen. Mehr Informationen >> Wikipedia.
Vogeltagesliste: Wachtelkönig (2), Graureiher (überfliegend), Schlangenadler*, Rotmilan, Mäusebussard, Turmfalke, Wasserralle (rufend), Kuckuck, Weißrückenspecht*, Rauchschwalbe, Baumpieper, Braunkehlchen (ca. 4), Wacholderdrossel, Amsel, Gartengrasmücke (?), Mönchsgrasmücke, Sumpfrohrsänger (mind. 4), Teichrohrsänger, Zilpzalp, Zaunkönig, Grauschnäpper, Kohlmeise, Blaumeise, Neuntöter (4), Buchfink, Stieglitz, Karmingimpel (mind. 5).
*= Erstsichtung
