Sonntag, 4. Juni 2023 (stark bewölkt, 11 bis 12 Grad, Wind 19 bis 22 km/h, Hochwasser 15 Uhr), Sylt, Morsum Kliff, Katrevel-Teiche, Sandinseln vor dem Nössedeich, 10.15 bis 17 Uhr
Da am heutigen Sonntag eine große Harley-Davidson-Rundfahrt auf Sylt geplant ist, suche ich mir ein Ziel, bei dem ich möglichst die großen Hauptstraßen meiden kann. So fällt meine Entscheidung, auf dem Radweg entlang des Nössekoogs (Bild) in den Osten von Sylt zu fahren. Dort liegt das Naturschutzgebiet Morsum Kliff. »Das Morsum Kliff ist eines der bedeutendsten Geotope Deutschlands. Durch geologische Auffaltungsprozesse wurden hier ursprünglich tiefer gelegene Erdschichten an die Erdoberfläche gedrückt«, lese ich auf einer der Informationstafeln (Bilder). Mehr Info dazu bei Wikipedia. Ich durchquere auf sandigen Wegen (Bild) die Dünenlandschaft und gelange schließlich an die Wattseite der Insel. Im Schilfbereich halten sich eine Rohrammer und ein Teichrohrsänger auf.
Bluthänfling und Birkenzeisig
Aus den mit Sträuchern und Büschen bewachsenen Dünen höre ich Vogelgezwitscher. Mehrere Bluthänflinge (einer davon im Bild) hüpfen durch die dichten Zweige. Das Bluthänfling-Männchen erkennt man gut an der roten Stirn, der roten Brust und dem braunen, ungemusterten oberen Gefieder. Einer der Vögel sieht allerdings etwas anders aus, er ist nur am Scheitel rot gefärbt. Vor Ort kann ich ihn nicht bestimmen, aber zumindest ein Foto machen. Zu Hause hilft mir ein Birderkollege bei der Bestimmung. Es ist ein Birkenzeisig (Bild). Männchen wie Weibchen sind am vorderen Scheitel karminrot. Das gräuliche Federkleid ist dunkel gestreift, der Schnabel sehr klein und spitz kegelförmig. Rund um den Schnabel und auch am Kinn weisen die Federn eine dunkle Färbung auf. Der kleine Finkenvogel lebt überwiegend in Island, Skandinavien, Irland, Schottland und ist auch im Alpenraum zu Hause. Zum Brüten bevorzugt er Birken-, Lärchen-, Erlen- oder Nadelwälder und hält sich auch in Parks und in Gärten auf. Ich freue mich sehr über den Birkenzeisig, den ich zwar schon einmal am Ammersee gesehen habe, aber ein Foto ist mir bisher noch nie geglückt.
Uferschwalben-Kolonie
Wenige Meter weiter sehe ich schon das Morsum Kliff (Bilder). Schwalben kreisen um die Formationen. Es sind Uferschwalben (Bilder, Video auf Youtube), die sich in eine steile, sandige Wand ihre Brutröhren gegraben haben. Diese können bis zu einem Meter lang sein. Die Monate von April bis September verbringen die Uferschwalben in Europa, zum Überwintern fliegen sie nach Westafrika. Uferschwalben sind eine der kleinsten Schwalbenarten. Das Gefieder ist oberseits matt graubraun, unterseits weiß. Anhand ihres graubraunem Brustbands kann man sie von ähnlichen Arten wie der Felsenschwalbe unterscheiden.
Brandgans, Ringelgans und ein Turmfalke
Nachdem ich den Uferschwalben einige Zeit bei ihrem Treiben zugesehen habe, checke ich noch das Wattenmeer. Eine Brandgans (Bild) watschelt durch den Schlick. Gegen 14 Uhr starte ich die Rückreise und freue mich über eine Ringelgans (Bild), die ich in Bayern bisher nur einmal zu sehen bekommen habe. Bevor ich wieder an das südliche Wattenmeer gelange, fahre ich an den Teichen bei Katrevel (Bild) vorbei. Vom Deich hat man einen schönen Einblick. Um die 15 Weißwangengänse brüten auf einer kleinen Insel in einem der Teiche, Rohrweihen gleiten über die Wiesen und Schilfzonen und in der Nähe der Teiche sitzt ein Turmfalke (Bild) und inspiziert die Umgebung.
Viel los im Watt
Gegen 15.30 Uhr erreiche ich das südliche Wattenmeer und radle die Strecke am Ufer entlang zurück nach Westen Richtung Rantumbecken. Auch an den Sandinseln (Bild) komme ich erneut vorbei. Wie gestern rasten hier große Schwärme von Knutts, Alpenstrandläufern und Pfuhlschnepfen (Bilder). Aus nächster Nähe zeigt sich ein Steinschmätzer (Bild), ein Austernfischer (Bild) bebrütet seine Eier, die Heringsmöwen (Bild) sind noch in Hochzeitsstimmung und Silbermöwen und Mantelmöwen (Bild) ruhen am Ufer. Ein Sanderling (Bild) – schon fast im Prachtkleid – hat noch Hunger und ist eilig im Watt unterwegs.
Vogeltagesliste: Graugans, Weißwangengans, Ringelgans bernicla, Brandgans, Nilgans, Stockente, Schnatterente, Löffelente, Reiherente, Eiderente, Jagdfasan, Kormoran, Graureiher, Löffler, Rohrweihe, Turmfalke, Blässhuhn, Austernfischer, Säbelschnäbler, Sandregenpfeifer, Kiebitzregenpfeifer, Kiebitz, Knutt, Sanderling, Steinwälzer, Alpenstrandläufer, Rotschenkel, Uferschnepfe, Pfuhlschnepfe, Lachmöwe, Sturmmöwe, Silbermöwe, Heringsmöwe, Mantelmöwe (nicht sicher), Küstenseeschwalbe, Ringeltaube, Kuckuck, Feldlerche, Uferschwalbe, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Wiesenpieper, Bachstelze, Wiesenschafstelze, Steinschmätzer, Singdrossel, Amsel, Dorngrasmücke, Teichrohrsänger, Gelbspötter, Fitis, Kohlmeise, Dohle, Nebelkrähe, Rabenkrähe, Star, Haussperling, Feldsperling, Buchfink, Bluthänfling, Birkenzeisig, Stieglitz, Grünfink, Rohrammer