Elbe – Tag 5: Nachtigall und Bluthänfling

Samstag, 8. Juni 2013, (Sonne, ca. 18 Grad, warmes sommerliches Wetter), Mittelelbe, Lenzen
Es ist der letzte Tag in Lenzen. Wir fahren einen Tag früher ab, da unklar ist, wann die Brücke in Dömitz wegen dem Hochwasser gesperrt wird. Deshalb will ich heute nochmal früh raus und zu meinen Lieblingsplätzen gehen. Mein Blick geht hoch zum Kirchturm, wo die beiden Dohlen (Bild) gemeinsam die ersten Sonnenstrahlen genießen. Ich mag Dohlen gerne beobachten, weil es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt. Dann geht es zur Amtsbrücke (Bild) über die Löcknitz zu den Wiesen und Schilfgebieten. Rohrammer, Teichrohrsänger, Drosselrohrsänger kann ich sehen und den Feldschwirl mit seinem schwirrenden mechanischen Gesang hören (Tonbeispiel > Avisoft Bioacoustics). Wie jeden Tag höre ich einen Kuckuck (Bild) rufen, aber heute kann man ihn auch mal sehen. In einem kleinen Feuchtgebiet raschelt es und ich sehe ein Blässhuhn mit ihren sechs Jungen (im Bild zwei davon). Die Kleinen schwimmen ständig hinter ihr her und betteln um Futter.

Als zweites morgendliches Ziel gehe ich noch in den Park rund um die Burg Lenzen (Bilder), deren Hauptgebäude im 18. Jahrhundert gebaut wurde. Neben dem fein säuberlich angelegten Barockgarten gibt es aber auch noch den »wilden« Park mit dem alten Baumbestand zu bewundern. Da zieht es mich hin. Es ist ein Genuss mit offenen Augen und Ohren durch diesen Landschaftspark zu gehen. Es trällert, piept und flötet aus allen Ecken. Pirole wurden während unseres Aufenthalts täglich gehört und die Nachtigall sang uns regelmäßig beim Abendessen ihr Lied (Tonbeispiel > Avisoft Bioacoustics). Beide Arten würde ich gerne mal sehen. Ich muss gestehen, dass ich vor ein paar Tagen die Nachtigall schon einmal gesehen und auch fotografiert hatte. Aber wenn man den Vogel vor sich nicht eindeutig bestimmen kann, ist die Freude nur halb so groß. So bin ich also heute auf der Suche nach meiner ersten Nachtigall! Ihren sehr kräftigen, melodischen und abwechslungsreichen Gesang höre ich aus dem Unterholz. Er ist so laut und intensiv, dass ich meine, der Vogel sitzt direkt neben mir. Zu sehen ist aber erst mal nichts. Plötzlich ist da aber ein eher unscheinbar aussehender Vogel zu sehen. Er hat eine rotbraune Oberseite, eine helle beige-braune Unterseite, große dunklen Augen und einen hellen Augenring. Das ist die Nachtigall (Bild). Jetzt bin ich mir sicher und kann mich auch darüber freuen ;-). Den Pirol habe ich nicht mehr entdeckt. Der schöne Vogel braucht halt auch etwas Zeit, die man mitbringen muss. Aber ich komme bestimmt wieder.

So, nun wartet mein Frühstück auf mich. Danach setze ich meinen kleinen Parkrundgang fort. Nochmal ein Blick zum Lenzener Weißstorch (Bild). Gibt es schon ein Junges? Eine halbe Stunde suche ich das Nest ab, bis ich ein kleines helles Köpfchen entdecke. Eines ist also schon geschlüpft. Mittlerweile sind die morgendlichen Gesänge verstummt und die Vögel haben sich in schattigere Bereiche zurückgezogen. Eine Mitreisende weist mich auf einen Bluthänfling (Bilder) hin, der über uns im Baum sitzt. Ich kann ihn schön beobachten. Er wechselt zwar ein paarmal seinen Platz, aber er meistens sitzt er ganz entspannt auf einem Zweig, guckt etwas in der Gegend herum, Kopf auf die eine Seite, Kopf auf die andere Seite, putzt sich, plustert sein Gefieder auf. Bis er irgendwann wegfliegt.

Ich beschließe meinen Vogelgucker-Vormittag zu beenden und gehe in mein Hotelzimmer zurück. Nach mir wird gesucht. Was ist los? Abfahrt ist in zehn Minuten. Eigentlich hätten wir noch 2,5 Stunden Zeit bis zur Abfahrt. Weil die Brücke in Dömitz gesperrt wurde, müssen wir früher los. Werner und Eva haben beschlossen sofort zu fahren und den Weg über die Brücke in Wittenberge zu nehmen. Ich war noch nie so schnell beim Packen. Aber alles klappt und wir kommen ohne Probleme über die Hochwasser-Elbe (Bild) auf die Westseite der Elbe nach Niedersachsen.
Von München aus habe ich das Elbe-Hochwasser weiterhin verfolgt. Bei Lenzen kam die große Hochwasserwelle am folgenden Dienstag an. Durch die Deichrückverlegung, die nach dem Jahrhunderthochwasser 2002 in die Wege geleitet wurde, hatte die Elbe 420 Hektar Überschwemmungsfläche gewonnen. Und die neuen Deiche haben gehalten.
Einen großen Dank noch an die beiden Organisatoren Werner Reuter und Eva Schneider, die dezent im Hintergrund unser Freizeitprogramm täglich neu planen mussten.

Vogeltagesliste: Graureiher, Weißstorch, Blässhuhn mit 6 Pulli, Ringeltaube, Kuckuck, Mauersegler, Buntspecht, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Zaunkönig, Nachtigall, Hausrotschwanz, Amsel, Mönchsgrasmücke, Feldschwirl, Teichrohrsänger, Drosselrohrsänger, Gelbspötter, Zilpzalp, Gauschnäpper, Kohlmeise, Blaumeise, Gartenbaumläufer, Dohle, Pirol (gehört), Star, Feldsperling, Buchfink, Bluthänfling, Stieglitz, Grünfink, Rohrammer.

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Dohlen, Lenzen (Elbe), Juni 2013
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Amtsbrücke über die Löcknitz, Lenzen (Elbe), Juni 2013
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Kuckuck, Lenzen (Elbe), Juni 2013
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Blässhuhn mit 2 Pulli, Lenzen (Elbe), Juni 2013
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Burg Lenzen an der Elbe, Juni 2013
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Barocke Parkanlage, Burg Lenzen, Juni 2013
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Landschaftspark, Burg Lenzen, Juni 2013
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Nachtigall, Lenzen (Elbe), Juni 2013
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Weißstorch, Lenzen (Elbe), Juni 2013
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Bluthänfling, Lenzen (Elbe), Juni 2013
bluthaenfling_lenzen_2013-06-08_hofb_1496
Bluthänfling, Lenzen (Elbe), Juni 2013
Hochwasser_Elbe_Wittenberge_2013-06-08_1504
Elbe-Hochwasser bei Wittenberge, 8. Juni 2013

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