Dienstag, 26. Mai 2015 (bedeckt, spätnachmittags sonnig, ca. 17 bis 20 Grad), Nationalpark Hortobágy, Theiß (bei Tiszacsege), 8.45 bis 17 Uhr
Von unserem Hotel am Stadtrand von Debrecen fahren wir Richtung Balmazújváros. Hier, im östlichen Teil des Nationalparks Hortobágy, liegt unser erster Halt. An den Ufern eines kleinen Teiches suchen zwei Schwarzstörche (einer davon im Bild) nach Nahrung. Nur wenige Meter weiter hält der Bus. Vor uns erstreckt sich eine weiträumige Graslandschaft mit Büschen und kleinen Wäldern. Einige Höfe und Dörfer sind in der Ferne zu erkennen. In der Nähe eines typischen ungarischen Ziehbrunnens grast eine Herde Kühe. Unser Ziel ist ein kleines Waldstück (Bild) mit Akazien und teils schon abgestorbenen Bäumen. Hier sollen Rotfußfalken brüten. Diese schönen Vögel sehen wir in Bayern immer nur wenige Tage im Frühjahr auf ihrem Zug von Afrika in ihre Brutgebiete, die von Ungarn bis ins Baikalgebiet reichen. Sie brüten in offenen Landschaften mit kleinen Wäldchen und mögen es gerne gesellig. Alte, verlassene Krähennester werden dabei häufig einfach übernommen. Schon bald zeigt sich das erste Rotfußfalken-Weibchen (Bilder). Der Rücken ist blaugrau gebändert, die Vorderseite rostgelb, der Kopf gelblich weiß. Neben den Krähennestern nehmen die Rotfußfalken gerne auch die von der Nationalparkverwaltung aufgehängten halboffenen Holzkästen als Bruthilfen an, die mittlerweile bei der Bestandssicherung eine große Rolle spielen. Manche Weibchen haben ihre Eier schon gelegt, andere Paare sind noch beim Kopulieren. Aber nicht nur Rotfußfalken, Krähen und Dohlen halten sich in der Kolonie auf, auch eine Waldohreule (Bild) sitzt brütend in ihrem großen Nest.
János steht mittlerweile einige Meter weiter und scannt den weiten Himmel nach Greifvögeln ab. Wir dagegen erfreuen uns noch an einem Schwarzstirnwürger (Bild), der auf Futtersuche für seinen Nachwuchs von Busch zu Busch fliegt. Und dann erscheint ein Adlerbussard (Bild) am Himmel. Er kreist einige Runden, verschwindet aber viel zu schnell wieder am Horizont. Die Ausschau nach einem Ziesel (Bild) gehört in der Puszta auch dazu. Das Vorkommen dieses kleinen Nagetieres hat großen Einfluss auf die Vogelwelt, da es z.B. zum Nahrungsspektrum des Adlerbussards gehört.
Unsere Tour geht weiter Richtung Westen zur Ortschaft Tiszacsege. Wir durchfahren dabei den nördlichen Teil des Nationalparks (Bild) und machen an einigen Stellen entlang der Straße Halt. Haben wir wieder nur Glück, oder kennt János einfach alle wichtigen Vogelbeobachtungsplätze Ungarns? Wir sehen zwei Blauracken (Bilder), die sich schön auf einem Baum präsentieren. Durch die Scheiben des Busses versuche ich ein Bild zu machen, was aber nicht wirklich gelingt. Als wir auf der Rückreise diese Stelle erneut anfahren, können wir die farbenprächtigen, leuchtend blau-braunen Vögel nochmals bewundern. Blauracken benötigen trockene, warme und offene Landschaften. Sie nisten am Rande lichter Waldbestände, bevorzugt in Eichen oder Kiefern. Ihre Brutgebiete liegen vor allem im östlichen, südlichen und südöstlichen Europa.
Bei einem weiteren Stopp an einem kleinen Kanal zeigt uns János an einem verlassenen Haus zwischen zwei Ziegeln den Eingang zu einer Steinkauz-Höhle. Angestrengt beobachten wir das Einflugsloch. Nichts passiert. Stattdessen entdeckt ein Mitreisender den Steinkauz (Bilder) weit entfernt auf riesigen Strohballen. Anscheinend reicht die bloße Silhouette versierten Ornithologen zur Bestimmung. Ich hätte den Vogel nicht erkannt. Ein Wendehals (Bild) zeigt sich in den Büschen beim Kanal – nur kurz, dann ist er schon wieder weg.
Neben der Fähranlegestelle an der Theiß kehren wir in einem Restaurant ein, wo es leckere Fischsuppe gibt. Danach führt uns János in den Auenwald. Wir sehen und hören Buntspecht, Schwarzspecht, Kleinspecht und Schlagschwirl. Bei unserem letzten Halt – dort, wo die Blauracken leben und die Puszta so weit ist – sitzt der in Ungarn allgegenwärtige Neuntöter (Bild) auf seinem Zweig und wartet auf Beute.
Vogeltagesliste: Stockente, Jagdfasan, Zwergtaucher, Zwergscharbe, Nachtreiher, Silberreiher, Graureiher, Purpurreiher, Weißstorch, Schwarzstorch, Schreiadler, Seeadler (4-5), Adlerbussard, Rohrweihe, Turmfalke, Rotfußfalke, Säbelschnäbler, Lachmöwe, Straßentaube, Ringeltaube, Türkentaube, Waldohreule, Steinkauz, Kuckuck, Blauracke, Schwarzspecht, Wendehals, Buntspecht, Pirol, Neuntöter, Schwarzstirnwürger, Eichelhäher, Elster, Dohle, Saatkrähe, Nebelkrähe, Kohlmeise, Schwanzmeise, Mehlschwalbe, Rauchschwalbe, Feldlerche, Haubenlerche, Schlagschwirl, Drosselrohrsänger, Mönchsgrasmücke, Klappergrasmücke, Dorngrasmücke, Waldbaumläufer, Kleiber, Star, Amsel, Singdrossel, Hausrotschwanz, Schwarzkehlchen, Steinschmätzer, Haussperling, Feldsperling, Bachstelze, Wiesenschafstelze, Buchfink, Grünfink, Grauammer, Goldammer
