Pfingstmontag, 25. Mai 2015 (teils Sonne, teils bedeckt, ca. 24 Grad, schöner Frühlingstag), Naturpark Hortobágy, Große Fischteiche bei Halastó und Umgebung, 9 bis 17 Uhr
Eines der bekanntesten Vogelbiotope Europas sind die Großen Fischteiche bei Halastó, die Brut- und Rastplätze für Limikolen, Schilfbewohner und Wasservögel bieten. Nach einer einstündigen Fahrt lässt uns unser Busfahrer am Informationszentrum bei Halastó aussteigen. Der Weg (Bild) führt entlang eines Kanals in die Teichlandschaft. Es sind auch einige Informationstafeln aufgestellt, allerdings nur in ungarischer Sprache. Viele Gesänge sind zu hören, ich kann sie aber nicht alle bestimmen. Ein beringter Schilfrohrsänger (Bild), erkennbar an dem weißen Überaugenstreif, lässt sich gut beobachten. Einige Zwergscharben (eine davon im Bild) sitzen auf abgestorbenen Bäumen. Plötzlich fliegt ein Rallenreiher (Bild) über uns hinweg und setzt sich auf einen Ast. Diese Art habe ich noch nie gesehen und ich hätte ihn gerne länger beobachtet. Aber János, unser Führer, ist bereits zum nächsten Halt unterwegs. Da will man natürlich nichts verpassen. Am Kanal entdecke ich einen Nachtreiher (Bild), der auf Nahrungssuche ist. Normalerweise sind Nachtreiher – wie der Name schon sagt – nachts aktiv, um Fische, Amphibien und Insekten zu jagen. Aber wenn es Nachwuchs zu versorgen gibt, müssen sie auch tagsüber Futter beschaffen.
János weist uns auf ein Blaukehlchen (Bild) hin. Als wir am Ufer eines sehr flachen Sees ankommen, ist unser Ziel erreicht. In einer kleinen Lücke in der Schilfzone haben wir freie Sicht auf den See. Ich kann mich zunächst gar nicht recht auf den See konzentrieren, da mehrere Bartmeisen in regelmäßigen Abständen vor unser Nase hin und her fliegen. Leider sind sie so flink, dass sie kaum zu sehen, geschweige zu fotografieren sind. Aber auf dem Teich gibt es auch einiges zu sehen. Stelzenläufer, Säbelschnäbler, Rotschenkel, Dunkler Wasserläufer und ein Seidenreiher sind sehr nah. Auf einer kleinen Insel verweilt ein Trupp Trauerseeschwalben (Bild). Und (leider) weit entfernt schüttelt am gegenüberliegenden Uferrand ein Seeadler sein Gefieder.
Als wir nach einigen Stunden aufbrechen, scheint der Tag nicht mehr zu toppen zu sein. Doch eine Mitreisende entdeckt in einer Weide, direkt am Weg, ein Beutelmeisen-Nest (Bild). Finden Sie das halb fertige Nest? Unsere Gruppe wird plötzlich ganz still und wir warten auf die Rückkehr der Beutelmeise (Bild). Sie lässt nicht lange auf sich warten. Mit neuem Nistmaterial im Schnabel fliegt sie zielstrebig ins Innere der Kugel, um die Wände zu verstärken. Ein tolles Erlebnis.
Ein singender Schilfrohrsänger (Bild) lässt sich längere Zeit beobachten und hält auch für ein Foto still. Zurück am Parkplatz fällt mir eine Mehlschwalben-Kolonie (Bild) an einem Gebäude auf. Das Bild zeigt auch gut die Fülle an Insekten, die zu dieser Zeit Nahrung für viele Vögel sind. Ich will gerade in den Bus einsteigen – mein Stativ ist schon zusammengelegt, das Spektiv abgenommen und verpackt –, da entdeckt jemand nur wenige Meter hinter dem Informationszentrum einen Pirol. So schnell ich kann, baue ich alles wieder zusammen und erwische den Pirol (Bild) gerade noch von hinten. Kurz danach fliegt er von dannen. Schade. An diesen Fischteichen wäre ich gerne länger geblieben. Ich bin sicher, dass es hier noch sehr viel zu entdecken gäbe.
Nach einer Mittagspause in einer Csárda in dem Dörfchen Hortobágy besuche ich das hier gelegene Nationalpark-Besucherzentrum, in dem man Informationen zu speziellen Programmen, zu Unterkünften und Restaurants der Region erhält. Im Rahmen einer kleinen Ausstellung erfährt man mehr zu Geschichte, Flora und Fauna der Puszta. Und im Souvenirshop gibt es Bücher, Landkarten oder anderweitige Mitbringsel für zu Hause. Unser nächster Anlaufpunkt ist eine kleinere Teichgruppe etwas südlich von Halastó. Die Zufahrt ist versperrt und das Gebiet darf laut dem Schild neben der Absperrung nur mit einer speziellen Genehmigung betreten werden. Bei einer geführten Tour ist das kein Problem. Anhand seines schönen Gesanges entdecken wir direkt am Wegesrand ein Blaukehlchen (Bilder). Auf der anderen Seite des Weges singt in einer etwas niedriger gelegenen Schilffläche ein Rohrschwirl (Bild) sein etwas monotones Lied. Bei diesen Teichen, einige sind auch etwas tiefer, finden wir neben Flussseeschwalben und Zwergstrandläufern auch Steppenmöwen (eine davon im Bild), mehrere Moorenten (eine davon im Bild) und eine Uferschnepfe (Bild). Und so wie die Uferschnepfe den Himmel beäugt, gucken auch wir nach oben und sehen eine breite Gewitterfront (Bild) auf uns zukommen. Was für eine tolle Landschaft und was für eine großartige »Location«, um Vögel zu beobachten!
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Brandgans, Schnatterente, Stockente, Löffelente, Knäkente, Krickente, Kolbenente, Tafelente, Moorente (ca. 10), Jagdfasan, Zwergtaucher, Haubentaucher, Kormoran, Zwergscharbe, Löffler, Nachtreiher (2), Rallenreiher (2), Silberreiher, Seidenreiher, Graureiher, Purpurreiher, Weißstorch, Seeadler, Mäusebussard, Rohrweihe, Turmfalke, Blässhuhn, Stelzenläufer, Säbelschnäbler, Kiebitz, Flussregenpfeifer, Sandregenpfeifer, Großer Brachvogel (ca. 40), Uferschnepfe, Rotschenkel, Bruchwasserläufer, Kampfläufer, Alpenstrandläufer, Sichelstrandläufer, Zwergstrandläufer, Lachmöwe, Steppenmöwe, Flussseeschwalbe, Trauerseeschwalbe, Weißbartseeschwalbe, Straßentaube, Ringeltaube, Türkentaube, Kuckuck, Blauracke, Bienenfresser, Pirol, Neuntöter, Elster, Saatkrähe, Nebelkrähe, Beutelmeise, Bartmeise, Mehlschwalbe, Rauchschwalbe, Uferschwalbe, Rohrschwirl, Schilfrohrsänger, Teichrohrsänger, Drosselrohrsänger, Klappergrasmücke, Star, Amsel, Grauschnäpper, Blaukehlchen, Nachtigall, Schwarzkehlchen, Haussperling, Feldsperling, Bachstelze, Wiesenschafstelze, Buchfink, Rohrammer
