Marokko im Mai | 3: Saharakragentrappe, Rennvogel und Dupontlerche

Dienstag, 23. Mai 2017, Halbwüste bei Midelt, 17 bis 19 Uhr, 20 Grad, bewölkt und regnerisch 
Es ist immer noch stürmisch in der Wüste und wir nehmen Abschied von den Dünen in Erg Chebbi (Bild). Gegen 9 Uhr starten wir Richtung Norden nach Er Rachidia. Von dort geht es über den Hohen Atlas in die Nähe der Stadt Midelt, die an den südlichen Ausläufern des Mittleren Atlas liegt. Während der Fahrt ziehen die typischen roten Häuser Marokkos, prachtvolle Moscheen, ein mit Palmen gesäumtes Flussbett und faszinierende Landschaften (Bilder) an mir vorbei. In den kargen Gebirgslandschaften sticht immer wieder der in voller Blüte stehende pinkfarbene Oleanderstrauch heraus. Gegen 17 Uhr parken wir nördlich von Midelt neben der Straße und nach wenigen Metern stehen wir in einer kargen Halbwüsten-Landschaft (Bild). Brahim macht sich auf die Suche nach der Dupontlerche. Doch plötzlich ist er sehr aufgeregt, weil er eine Saharakragentrappe (Bilder) am Horizont entdeckt. Dieser Vogel ist hier gar nicht eingeplant ;-). Saharakragentrappen werden in Marokko von Falknern stark bejagt und sind mittlerweile sehr selten. Der ca. 60 Zentimeter große Vogel brütet in Wüsten und Halbwüsten, wo er zwischen dem Gestrüpp Deckung findet. Die Saharakragentrappe hat einen langen, schlanken Hals und das wichtigste Erkennungsmerkmal ist der schwarze Streif entlang der Halsseite. Mit hoch erhobenem Kopf läuft sie langsam durch das niedere Buschwerk, wenn sie sich bückt, ist sie kaum zu sehen, um dann wenige Meter weiter ihren Hals und Kopf erneut zu heben. Und dann … entdecken wir ein Küken, das hinter dem Altvogel einherläuft. Oh ist das schön!
An diesem unscheinbaren Ort gibt es noch andere seltene Vögel zu entdecken, wie zum Beispiel mehrere Rennvögel (Bilder), die sich durch ihr helles, sandfarbenes Gefieder deutlich von der dunklen Umgebung abheben. Sie machen ihrem Namen wirklich Ehre –mit erhobenem Kopf rennen sie enorm schnell durch die Gegend. Sie sind zumeist auf der Suche nach Insekten. Einmal kann ich auch eine kleine Gruppe von vier Vögeln sehen.

Eine große Herausforderung ist es, eine Dupontlerche zu Gesicht zu bekommen, da sie extrem scheu ist und sehr versteckt lebt. Aber durch ihren Gesang, der meistens in der Morgen- und Abenddämmerung vorgetragen wird, hat man doch einige Chancen, sie aufzufinden. Die Dupontlerche ist in etwa so groß wie eine Feldlerche, weist aber einen langen, etwas abwärts gebogenen Schnabel auf. Sie ist in Marokko ein Standvogel und brütet auf trockenem, sandigem Untergrund, in Steppen oder Halbwüsten und auf flachen Berghängen. Anhand ihrer kurzen, melancholischen, langsam wiederholten Strophen (Tonbeispiel > xeno-canto.org), kann Brahim eine Dupontlerche (Bilder) lokalisieren. Obwohl sie sehr weit entfernt ist, können wir sie sehen, da sie immer wieder singend auf den kleinen Büschen sitzt – zumeist nur für kurze Zeit, dann verschwindet sie wieder im Gestrüpp.
Auch sonst ist auf dieser Hochebene einiges los. Zwei Sandflughühner, die man am schwarzen Bauch erkennen kann, fliegen in einiger Entfernung über uns hinweg. Nicht weit von uns – auch auf einem Busch sitzend – singt eine Stummellerche (Bilder) (Tonbeispiel > xeno-canto.org). Die sehr kleine Lerche ähnelt der Kurzzehenlerche, ihr Gefieder ist jedoch insgesamt grauer, ihre Brust gestrichelt. Mit ihrem rundlichen Kopf, dem kleinen Schnabel und dem weißen Augenring schaut sie recht »niedlich« aus. Und ein Fahlbürzel-Steinschmätzer (ein Männchen im Bild) in vollem Prachtkleid lässt sich auch noch aus nächster Nähe bewundern.
Eigentlich mag ich hier gar nicht mehr weg, so toll finde ich diesen Beobachtungsort. Muss dann aber doch sein. In der Nähe von Midelt übernachten wir erneut in einem sehr schönen Hotel (Bild).

Den nächsten Tag verbringe ich nur im Auto, aber auch während der Fahrt gibt es einige interessante Vögel (siehe Mittwoch-Liste) zu sehen – wenn auch leider immer nur sehr kurz. Da ich am Donnerstag von Casablanca nach München zurückfliege, übernachten wir in Settat. Vom Hotelbalkon kann ich noch den Fahlseglern (Bilder) zusehen, die wie »unsere« Mauersegler rasant durch die Häuserschluchten jagen.

Vogeltagesliste: Kolkrabe, Schwarzmilan, Saharakragentrappe* mit Küken, Rennvogel* (ca. 15), Sandflughuhn (2), Türkentaube, Feldlerche, Stummellerche, Dupontlerche* (2), Trauersteinschmätzer, Mehlschwalbe, Girlitz, Wiedehopf, Saharasteinschmätzer, Fahlbürzel-Steinschmätzer, Graubülbül

Vogeltagesliste Mittwoch, 24. Mai (Fahrt von Midelt nach Settat, südlich von Casablanca): Theklalerche, Kolkrabe, Haussperling, Kuhreiher, Silberreiher, Weißstorch, Turmfalke, Kalanderlerche, Seebohmsteinschmätzer*, Zaunammer, Graubülbül, Rotflügel-Brachschwalbe*, Stummellerche, Fahlsegler, Einfarbstar, Rauchschwalbe
(* = meine persönliche Erstsichtung)

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Erg Chebbi, Marokko, Mai 2017
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Marokko, Mai 2017
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Marokko, Mai 2017
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Marokko, Mai 2017
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Marokko, Mai 2017
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Halbwüste bei Midelt, Marokko, Mai 2017
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Saharakragentrappe (Houbara Bustard), Marokko, Mai 2017
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Saharakragentrappe (Houbara Bustard), Marokko, Mai 2017
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Saharakragentrappe mit Küken (Houbara Bustard with chick), Marokko, Mai 2017
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Rennvogel (Cream-coloured Courser), Marokko, Mai 2017
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Rennvogel (Cream-coloured Courser), Marokko, Mai 2017
Dupontlerche (Dupont’s Lark), Marokko, Mai 2017
Dupontlerche (Dupont’s Lark), Marokko, Mai 2017
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Stummellerche (Lesser Short-toed Lark), Marokko, Mai 2017
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Stummellerche (Lesser Short-toed Lark), Marokko, Mai 2017
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Fahlbürzel-Steinschmätzer (Red-rumped Wheatear), Marokko, Mai 2017
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Hotel bei Midelt, Marokko, Mai 2017
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Fahlsegler (Pallid Swift), Marokko, Mai 2017
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Fahlsegler (Pallid Swift), Marokko, Mai 2017

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